Der Migrationsexperte Gerald Knaus warnt wegen des Ukraine-Krieges vor der größten Flüchtlingswelle weltweit seit 1945.
Der Vorsitzende des Thinktanks Europäische Stabilitätsinitiative (ESI) in Berlin sagte im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Das könnte nicht nur die größte Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa werden - das ist sie bereits - sondern die größte Flüchtlingskatastrophe der Welt seit damals."
Brutale Kriegsführung ist schuld
Der Osteuropa-Kenner fügte hinzu: "Die letzte vergleichbare Fluchtbewegung waren die zehn Millionen Menschen, die 1971 bei der Gründung von Bangladesch nach Indien geflohen sind."
Grund dafür sei die brutale Art der Kriegsführung, die die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin auch bereits in Tschetschenien, Syrien und in der Ostukraine betrieben habe: "Er lässt Städte belagern und Infrastruktur zerstören. Das führt immer zu enorm hohen Zahlen von Vertriebenen, weil es so brutal ist." In Tschetschenien mit 1,4 Millionen Einwohnern habe Putins Krieg im Jahr 2000 ein Viertel der Bevölkerung innerhalb weniger Monate vertrieben. Knaus sagte: "Wenn man das auf die Ukrainer anwendet, dann wären das 10 Millionen ukrainische Flüchtlinge. Diese werden in andere Länder Europas kommen."
In ganz Europa Flüchtlinge aufnehmen
Knaus empfiehlt Deutschland, in ganz Europa für die Aufnahme von Flüchtlingen zu werben. Es müsse sofort eine Liste geben, wie viele Menschen wo aufgenommen werden können, dann könnten Reiseunternehmen, Fluglinien oder das Militär die Aufgabe des Transports übernehmen. Der Migrationsforscher sagte: "Dabei müssen wir hier in den Dimensionen der Berliner Luftbrücke von 1948 denken - und dies als Geschichte weitererzählen, die das Beste in uns hervorbringt. Denn Empathie ist eine Ressource, die durch das Erzählen von Geschichten wächst. Mit der richtigen Organisation kann sie Berge versetzen." pm, ots