Ukraine: Nato soll keine Waffen mehr liefern - Keine Konfliktstrategie

Nach Ansicht des Militärexperten und Ex-Nato-Offiziers Ulrich Scholz sollte die Nato im Ukraine-Krieg keine Waffen mehr liefern und beim Aushandeln eines Friedens helfen.

 

In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Oberstleutnant a. D.: "Man sollte das Kettenrasseln sein lassen und schon gar nicht Waffen in den Konflikt liefern. Die Kriegsrhetorik muss raus aus dem Konflikt." Dann könnte die Militärallianz auch anders agieren: "Die Nato könnte sich als Waffenstillstands-Unterhändler anbieten." Dass die Nato nun ihre Ostflanke mit vier weiteren Verbänden verstärken wolle, sei falsch: "Das ist die Konfliktsprache von vorgestern."

 

Keine Gefahr für die baltischen Staaten

 

Scholz, der viele Jahre auch Planungsstabsoffizier in Nato-Hauptquartieren war, sieht trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine keine Gefahr für die baltischen Staaten. "Putin ist nicht ein Böser, der die Welt überfallen will. Das ist ein Russe, der sein russisches Geschichtsverständnis hat und daraus Politik macht", sagte der Oberstleutnant a. D.

 

Keine direkte Konfrontation mit USA

 

Er fügte hinzu: "Die baltischen Staaten waren meiner Ansicht nach noch nie in Gefahr. Denn Putin ist nicht verrückt, er ist ein nüchterner Denker." Deswegen wolle der russische Präsident auch keinen Konflikt mit der Nato, weil er genau wisse, dass es viel zu gefährlich sei, eine direkte Konfrontation mit den USA auszulösen.

Scholz' Ansicht nach könnte ein Kompromiss zwischen Russland und der Ukraine darin bestehen, dass der Nato-Beitritt der Ukraine verschoben werde. Dann könnte Russland die Ukraine wirtschaftlich kompensieren, durch die russische Erdgas-Versorgung zum Beispiel: "Dann werden die Russen abziehen", meinte Scholz.

 

Fehlende Empathie im Westen

 

Fehlende Empathie im Westen hat nach Einschätzung des Oberstleutnants a. D. Russland dazu gebracht, einen Angriffskrieg zu führen: "Wir erleben hier, wie so oft in der Geschichte, die Unfähigkeit zur Empathie als Kriegsauslöser", sagte Scholz. Im Westen habe man "die russische Wahrnehmung der Nato-Osterweiterung als geostrategische Strangulierung ignoriert". Scholz sagte: "Es wäre klug gewesen, von Beginn an einen prominenten und neutralen Moderator etwa von der UNO einzuschalten wie zum Beispiel Kofi Annan. Dann hätte man eine Lösung gefunden - ohne Krieg." pm, ots