Seit mehr als 20 Jahren moderiert Marietta Slomka das "heute journal". Die Journalistin hat das ZDF-Nachrichtenmagazin mit ihrer ironischen Art und ihrer Hartnäckigkeit bei Interviews geprägt.
In die Konfrontation mit ihren Gesprächspartner:innen zu gehen, koste sie keine Überwindung: "Ich frage ja nicht als Privatperson", sagt Slomka im Interview mit DB MOBIL, dem Kundenmagazin der Deutschen Bahn.
- Hinter den Kulissen sei sie keine übermäßig konfrontative Person, die auf Streit aus sei. "Ich habe es lieber harmonisch und empfinde Konflikte als belastend. Die konfrontativen Interviews führe ich in einer gesellschaftspolitischen Funktion, die ich ausübe. Das ,heute journal' ist für Politprofis keine Wohlfühlzone. Wenn ich Fragen stelle, nehme ich als Journalistin meist den Gegenpart ein. Dass es sich dabei nicht um meine persönlichen Meinungen handelt, verstehen aber nicht immer alle."
- Schon als Kind habe Slomka den Berufswunsch Journalistin gehegt: "Ich habe mir schon als kleines Mädchen gerne Geschichten ausgedacht und Aufsätze und Gedichte geschrieben. Gleichzeitig habe ich mich früh für Politik interessiert, weil ich aus einem politischen Elternhaus komme, in dem viel diskutiert wurde. Die Kombination aus beidem habe ich dann im Alter von zehn Jahren bei einem Besuch unserer Klasse in einer Zeitungsredaktion gefunden - ich glaube, es war beim ,Kölner Stadtanzeiger'."
Sie habe ihre Berufswahl nie bereut, erzählt die 53-Jährige im Gespräch. Der Druck habe sich aber im Laufe der Jahre erhöht, vor allem durch die sozialen Medien: "Heute versendet sich nichts mehr, die Fehlertoleranz ist geringer geworden. Es wird diskutiert, hinterfragt und kommentiert." Mit Dingen wie Hatespeech hätten sie früher viel weniger zu tun gehabt, sagt Slomka: "Es kamen hier und da böse Zuschauerbriefe, und es gab das Zuschauertelefon, aber das ist kein Vergleich zu heute. Heute sind wir Projektionsfläche für Leute, die Dampf ablassen oder uns für ihre politisch-ideologischen Zwecke instrumentalisieren wollen."
Keinen persönlichen Account
Das sei auch einer der Gründe, warum sie es sich nicht antue, einen erkennbar persönlichen Account auf Social-Media-Plattformen zu haben. "Damit liefert man anderen eine sehr große Bühne, auch für persönliche Beschimpfungen und Propaganda. Damit einher geht der Druck, ständig aktiv zu kommunizieren und dabei in meiner beruflichen Rolle bloß keine Fehler zu machen." Slomka habe deshalb beschlossen, dass es für ihre Psychohygiene besser sei, das nicht zu tun.Die 53-Jährige hadert generell mit den heutigen Bedingungen für Einsteiger:innen in den TV-Journalismus. "Würde ich heute noch mal als sehr junge Redakteurin in diesen öffentlichen Job wechseln, hätte ich noch einige Bedenken mehr als vor 20 Jahren." pm, ots
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