Im Vorfeld des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Wochenzeitung "Die Zeit" von seinen internationalen Partnern mehr Unterstützung.
- "Wir müssen noch viel mehr gemeinsam tun, um diesen Krieg zu gewinnen." Selenskyj sagt, sein Land brauche wesentlich mehr moderne Artillerie-Geschütze: "Jetzt ist es ja noch an vielen Stellen der Front so, dass die Russen unsere Stellungen aus großer Entfernung mit ihrer Artillerie zusammenschießen können, ohne dass wir zurückschießen können. Wir brauchen also beispielsweise Mehrfach-Raketenwerfer mit größerer Reichweite und ähnliche Systeme."
- Selenskyj kritisiert, die Lieferungen aus Deutschland seien "immer noch geringer, als sie sein könnten."
- Auf die Frage, ob er sich wünsche, dass Olaf Scholz die Formulierung verwende, die Ukraine müsse gewinnen, erwidert der Präsident im Interview: "Wie auch immer der Wortlaut ist, jeden Tag sterben dutzende von Menschen hier in der Ukraine. Jeden Tag. Wie soll ich da ruhig bleiben? Putin hasst die Idee eines freien und vereinten Lebens in Europa, und wir halten dagegen. Also sagt, was ihr wollt und wie ihr es wollt, aber helft uns. Bitte."
- Der 44-Jährige spricht auch darüber, wie er seit Kriegsbeginn lebt. Auf die Frage, ob er von Albträumen heimgesucht werde, sagt er: "Ich kann gar keine schlimmeren Albträume haben, als das, was die russische Armee der Stadt Mariupol angetan hat. Oder Butscha."
Das Schweigen der deutschen Kirchen gegenüber dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, verurteilt Selenskyj. "Wenn ein religiöser Führer solche Untaten und das Abschlachten von Menschen segnet, warum verurteilen ihn andere Kirchenführer dann nicht? Wie können Christen da schweigen?" pm, ots, Foto: Boris Hamer