Der Politologe Karl-Rudolf Korte hat Reise und Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew gelobt: "Olaf Scholz ist nicht zu spät nach Kiew gereist, der Zeitpunkt ist genau richtig: Er ist in einer kritischen Kriegsphase und gemeinsam mit den Anführern der Gründungsnationen der EU gekommen", sagte Korte im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
- "Das ist ein ganz wichtiges Zeichen, dass Europa eine Überlebensgemeinschaft ist. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre so ein starkes Signal nicht möglich gewesen."
In Kiew habe Scholz seine "Zeitenwende" in ganz konkreten Gesprächen mit Inhalt füllen, Missverständnisse ausräumen und klarmachen können, wie die EU der Ukraine helfen werde.
- "Er ist in den Krieg gereist. Das geht weit über einen symbolischen Fototermin hinaus. Das Treffen könnte zum Anstoß für die Entwicklung einer neuen Sicherheits- und Partnerschaftsarchitektur werden", so die Hoffnung des Politologen und Parteienforschers der Uni Duisburg-Essen.
Den Vorwurf vieler Medien und der politischen Konkurrenz, Scholz sei viel zu zögerlich, "halte ich für falsch", sagte Korte weiter.
- "Der Kanzler verfällt nicht in Hurrapatriotismus, sondern bleibt glaubwürdig und weiß die breite Mehrheit der Deutschen auf seiner Seite. Ich erkenne in seiner forcierten Passivität kein
Zaudern und keine Feigheit, sondern Klugheit. Die Deeskalation verschafft Zeit, und Zeitgewinn ist eine Chiffre für Freiheit."
pm, ots, Foto: Max Vakhtbovych