Bundeslandwirtschafts-minister Cem Özdemir sieht nach den massiven Bauernprotesten in den Niederlanden keinen Grund für ähnlich radikale Aktionen in Deutschland.
- Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) verwies der Grünen-Politiker darauf, dass die Ausgangslagen in beiden Ländern nicht vergleichbar seien.
- Während in den Niederlanden Landwirte bis zu 95 Prozent der Emissionen reduzieren sollen, gehe es in Deutschland um moderatere Einschränkungen beim Düngen:
- "Es ist ja nicht so, dass es ein Düngeverbot geben wird. Die Bauern können ja weiter düngen, aber so, dass wir insgesamt von der zu hohen Nitratbelastung runterkommen."
- Geplant ist eine Reduktion von 20 Prozent auf Flächen, die in sogenannten roten Gebieten mit einer zu hohen Nitratbelastung liegen. "Das kriegen die Bauern hin", sagte Özdemir.
Landwirte kritisieren, dass die Ausweisungen der roten Gebiete auf einem zu grobmaschigen Messnetz basieren.
- Özdemir räumte ein: Er müsse nun Dinge umsetzen, die in der Vergangenheit versäumt worden seien. "Dazu gehört auch: die Länder zum Ausbau eines dichteren Messnetzes zu bringen."
- Jene müssten nun Messbrunnen ertüchtigen oder neu bohren lassen. "Ich bin da auf der Seite der Bauern", sagte der Bundesminister.
- Perspektivisch sollen nur noch diejenigen Betriebe von Einschränkungen betroffen sein, "die tatsächlich zur Belastung des Grundwassers beitragen". Aktuell komme man aber nicht um Einschränkungen herum.
Landwirte-Vertreter hatten zuletzt im Gespräch mit der "NOZ" Demonstrationen auch in Deutschland angekündigt.
- Anthony Robert Lee, Wortführer der Protestbewegung "Landwirtschaft verbindet Deutschland", sagte der Redaktion: "Wir werden auf jeden Fall auf die Straße gehen, und der Protest wird sehr laut. Wir wehren uns dagegen, dass man uns abschafft."
Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, sagte der "NOZ": "Es brodelt in der Landwirtschaft. Wir sind kurz davor, wieder auf die Straße zu gehen." pm, ots
Foto: Giuseppe Russo